2000
Ein Pechpreis und zwei vierte Plätze. Ganz knapp am Podium vorbeigeschrammt. Genauer: kurz vor dem Podium gesunken. Das passiert schon mal, wenn Pioniere am Werk sind.
Und Pioniere waren die vier angehenden Bauingenieure der Fachhochschule Bochum, als sie sich 1988 erstmals bei der Deutschen Betonkanu-Regatta anmeldeten. Vom Paddeln hatten sie keine Ahnung, aber das wurde durch viel Training im Wasser wettgemacht – teilweise sogar auf dem Wasser. Konstruktion und Gestaltung war schon eher ihr Metier, und so nahmen sie ein Holzboot, machten davon einen Schalenabdruck und kleideten diesen mit glasfaserverstärktem Beton aus. Feinarbeit per Hand war das: Werkzeuge gab es dafür nicht, denn die Wandstärke betrug nur vier bis fünf Millimeter. Am Ende stand ein einsatzfähiges, 40 Kilo leichtes (damals das leichteste im Wettbewerb!), sechs Meter langes und 70 Zentimeter breites Betonkanu, die „Weiße Wanne“. Als einzige im Kanu kniende Mannschaft konnte das Bochumer Team die Zwischenläufe für sich entscheiden. Im Finale jedoch kenterte das Boot während eines spektakulären Überholmanövers auf den letzten Rennmetern. Es wäre wohl Platz eins geworden. So blieb der Pechpreis.
Immerhin: In Konstruktion und Gestaltung war dem Team mehr Erfolg beschieden, in beiden Kategorien landete die „Weiße Wanne“ auf dem vierten Platz. Und etwas Großes war entstanden: Eine Tradition, die bis heute anhält. Das Betonkanu-Projekt der Hochschule Bochum nahm immer wieder an den alle zwei Jahre ausgerichteten Regatten teil. Etwa im Jahr 2000, als die „Dicke Dame Bertha“ zu Wasser gelassen wurde. Die schwimmende Skulptur, die an wenig an die Kunstwerke Niki des Saint Phalles erinnerte, erreichte immerhin den dritten Platz im offenen Rennen. Nach der Umbenennung der Fachhochschule in Hochschule Bochum und Einführung des BO-Logos 2007 wurden einige Betonkanus in Anlehnung an die James BOnd-Reihe benannt: „Dr. BO“, „BOldfinger“, „Miss BOneypenny“.
Ob sportlich, spaßig oder beides, der Bau eines Betonkanus ist bis heute fester Bestandteil des Studienangebots. Zuletzt waren es 22 Teilnehmer*innen des Fachbereichs Bauingenieurwesen, die 2015 bei der Deutschen Betonkanu-Regatta einen respektablen 10. Platz von 65 erreichten. Die nächste Regatta ist für 2022 geplant.