1991
Für die Lehrenden wie Studierenden des Fachbereichs Bauingenieurwesen erfüllte sich am 15. Mai 1991 ein langgehegter Wunsch: ein Wasserbaulabor mit verbesserten Möglichkeiten. Zwar war ein solches bereits in den ursprünglichen Planungen der Fachhochschule vorgesehen, der Bau hatte sich jedoch aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten immer wieder hinausgezögert. So griff man in den Anfangsjahren auf Vorhandenes zurück: Am Vorgängerstandort Recklinghausen gab es bis 1979 einen Laborbereich, in dem Praktika in Hydraulik und Hydrologie abgehalten wurden. Am neuen Standort in Bochum wurde unter den Hörsälen ein Bereich abgemauert, in dem diese Praktika dann erneut stattfinden konnten. Für die Sommermonate gab es zudem einen Standort am Mühlenbach in Haltern.
Das alles hatte eher provisorischen Charakter, und an großangelegte Studien oder Forschung war kaum zu denken. Umso erfreulicher war es für den Fachbereich, als der Neubau des Wasserbaulabors dann endlich in Angriff genommen wurde. Die neu eröffnete Halle bot eine Gesamtnutzungsfläche von 350 Quadratmetern, deren eine Hälfte vom Wasserbaulabor genutzt wurde. Der Bereich „Faulschlammversuche“ und ein Sonderversuchslabor nutzten die andere Hälfte.
Der Forschungsfokus lag damals insbesondere auf strömungstechnischen Vorgängen. Die Belastung von Bauten am und im Wasser konnte praktisch getestet, Simulationen erstellt und erforscht werden. Die ersten Versuchseinrichtungen waren eine Kipprinne, ein Demonstrationsmodell für Rohrströmungen und ein Turbinenprüfstand.
Eine erneute räumliche Veränderung erfuhr das Wasserbaulabor im Jahr 2001. Seither stehen dem Labor 300 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, neben neuen Büros und Seminarräumen.
2018 wurde das Wasserbaulabor Heimat eines Großforschungsgerätes. Die Strömungsrinne, die jetzt, die kleinere Halle des Labors fast vollständig einnimmt, ist insgesamt 25 Meter lang und auf 16 Metern durch Glaswände einsehbar. Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und steht auch der Wasserstraßen-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Bundesanstalt für Wasserbau, der Ruhr-Universität, der Universität Duisburg-Essen und Hochschule Ruhr-West zur Verfügung.
Die neue Anlage verdeutlicht, wie sehr sich die Forschung im Lauf der Jahrzehnte verändert hat. Bevor die Digitalisierung Einzug hielt, war die Datenverarbeitung in der Strömungsmessung recht unmittelbar: Erkenntnisse flossen meist direkt in die Planung und Ausführung wasserbaulicher Projekte ein. In digitalen Zeiten hingegen dienen Strömungsmessungen mehr und mehr dazu, Computermodelle mit Daten zu versorgen, oder auch dazu, hochempfindliche Messgeräte zu optimieren. So ist die neue Strömungsrinne darauf ausgerichtet, einzelne Versuchsparameter zu verändern, während alle anderen Versuchsbedingungen unverändert bleiben. Dies ermöglicht deutlich gezieltere Studien, beispielsweise über die Wirkung von Aktivkohle in der Gewässersohle oder auch über das Strömungsverhalten poröser Strukturen.
Übrigens: Über eine vergleichbare Anlage verfügt in NRW nur noch die RWTH Aachen.