2016
Fachhochschule und Promotion – was bislang eher Ausnahme als Regel war, wurde ab dem 1. Januar 2016 in NRW in einen festeren Rahmen gegossen. An diesem Tag wurde das Graduierteninstitut für angewandte Forschung der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen (GI NRW) gegründet. Sitz des Instituts: die Hochschule Bochum.
Ganz aus dem Nichts kam diese Entwicklung für die Hochschule nicht. Bereits über das 2004 gegründete Geothermiezentrum konnten Studierende in Kooperation mit der Ruhr-Uni Bochum promovieren. Weitere Möglichkeiten zur kooperativen Promotion mit anderen deutschen oder internationalen Universitäten hatte es immer mal wieder gegeben – nicht selten, weil Professor*innen der Hochschule ihre Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen dort nutzen konnten. Seit 2015 haben Promovenden der Hochschule außerdem Zugang zu den Angeboten der Research School der RUB, die Doktorand*innen Qualifikationen über ihr Spezialgebiet hinaus anbietet, die sowohl die Abfassung ihrer Arbeiten als auch den anschließenden Berufseinstieg erleichtern. Die kooperative Promotion war also alles andere als Neuland für die Hochschule.
Neu war allerdings, dass sich die Universitäten nach einer Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz im Jahr 2015 zu einer systematischen Institutionalisierung der Zusammenarbeit mit FH/HAW verpflichtet hatten. Umgekehrt gesprochen: Die Fachhochschulen hatten künftig ein Recht auf kooperative Promotionen.
Laut hochschulgesetzlichem Auftrag müssen seither die Universitäten und Fachhochschulen gemeinsam die Promovenden betreuen. Dem Graduierteninstitut kommt hierbei mehr als nur eine beratende Funktion zu. Es hilft bei der Vernetzung von Professorinnen und Professoren von Fachhochschulen und Universitäten, formuliert Kooperationsvereinbarungen, legt Verfahrensstandards fest und vieles mehr.
Für die Hochschule bedeutete die institutionelle Aufwertung von Forschung einen wichtigen Schritt im Wettbewerb mit anderen Hochschulen und Universitäten. Was ursprünglich – in den 1970er-Jahren – lediglich eine Art Zubrot für Professoren gewesen war, konnte nun zu einem selbstverständlichen Angebot für den akademischen Nachwuchs heranwachsen. Und zum Jahreswechsel 2020/21 wurde nun auch das Promotionskolleg für angewandte Forschung NRW mit zunächst 8 Fachabteilungen gegründet, das zukünftig selbst den Doktorgrad verleihen darf.