Das Entwurfsstudio in der BlueBox. Ein wirklich besonderer Ort steht hier an der Hochschule Bochum den Architekturstudierenden und ihren Lehrenden zur Verfügung. Ehemals temporäres Gebäude für die Mensa der Ruhr-Universität Bochum, dann Bibliothek und Bücherlager. Professor (a.D.) Wolfgang Krenz kaperte das Gebäude damals in den 1990ern, stattete es zunächst provisorisch einfach mit Zeichentischen und Hockern für seine Studierenden aus. 2010 präsentierte sich die BlueBox nach einer Kernsanierung nicht mehr blau, sondern technisch bestens ausgestattet und rundum verglast. Architektonisch entstand ein Kleinod, bildungspolitisch wurde eine Umstrukturierung zur Haltung. Das Konzept sieht vor, dass alle Studierenden einen eigenen Arbeitsplatz besitzen, den sie 24/7 nutzen können. Sie werden von den Lehrenden besucht, um sich zu Einzelgesprächen oder in kleinen Gruppen zusammenzufinden. Jede/r sieht, was der/die andere gerade macht. Jede Arbeit ist für jede/n sichtbar, verstecken gilt nicht. Entwürfe der Studierenden werden mit Skizzenrolle und Stift diskutiert und im Dialog weiterentwickelt – ganz gleich ob die Vorlage mit dem Computer oder händisch gezeichnet wurde.
Prof. Katharina Feldhusen
Informatikstudium, Architekturstudium an der TU Darmstadt, Abschluss mit Diplom, Anstellungen bei namhaften Architekten, Gründung des Architekturbüros ff-Architekten in Berlin, wissenschaftliche Assistenz an der TU Berlin, seit 2010 Professur an der Hochschule Bochum.
Prof. Erhard An-He Kinzelbach
Architekturstudium an der TU Darmstadt, ETH Zürich und Columbia University, Abschluss mit Diplom und Master, Mitarbeiten in renommierten Büros weltweit, Universitätsassistenz an der Akademie der bildenden Künste Wien und Professur an der China Academy of Art. Gründung des Architekturbüros KNOWSPACE, seit 2015 Professur an der Hochschule Bochum.
„Design is the thinking of the making.“
Prof. Erhard An-He Kinzelbach frei nach Alison und Peter Smithson; Foto: Blick aus dem Hörsaal 9 in das angrenzende Naturschutzgebiet
Katharina Feldhusen und Erhard An-He Kinzelbach: „Entscheidend ist für uns das Erfassen der Welt mit wirklich offenen Augen. Sie bietet alles, was wir benötigen, um zu erkennen, zu durchdringen, um Sehnsüchte zu wecken und Visionen zu realisieren. Eigentlich ist das Leben selbst die beste Inspirationsquelle. Bernhard Lassus hat dieses bewusste und doch unverkrampfte Wahrnehmen „umherschweifende Aufmerksamkeit“ genannt.
Wir haben zufälligerweise beide in Darmstadt studiert – allerdings um einige Jahre zeitversetzt. Und obwohl wir sehr unterschiedlich sind in unserer Lehre, unseren Schwerpunkten und auch unserem Werdegang, so eint uns doch eine Grundsätzlichkeit. Das Architekturstudium ist ein generalistisches Studium. Die Grundlagen gehen so tief, haben ihre Basis in längst vergangenen Zeiten und führen in naturwissenschaftliche und künstlerische Welten. Es bietet sich an, auch Dinge außerhalb des vorgegebenen Curriculums zu machen – diese Umwege prägen und formen sehr und wir empfehlen sie unseren Studierenden.
Wenn wir mit den Studierenden in der BlueBox sind und Entwürfe besprechen, Ideen weiterentwickeln und architektonische Gesten und Haltungen diskutieren, dann entsteht an diesem Ort eine unglaubliche Dichte an Gedanken, Kreativität und Inspiration. Das ist der Grund, warum das Arbeiten der Studierenden an diesem Ort zeitlich nie begrenzt ist. Wir sehen unsere Verantwortung darin, individuelle Talente zu entdecken und entsprechend zu fördern, dazu nutzen wir unsere Expertise. Warum es uns so wichtig war, dass auf unserem Bild auch Studierende sichtbar sind? Wir sind an dieser Hochschule, um mit den Studierenden in den Dialog zu treten. Das bedeutet für uns Verantwortung und Mehrwert in gleichem Maß.“
„Design is the thinking of the making.“
(Prof. Erhard An-He Kinzelbach frei nach Alison und Peter Smithson)
„Es gibt keine Schönheit ohne Gefahr.“
(Prof. Katharina Feldhusen frei nach Einstürzende Neubauten)
Oben: Behind-the-scenes beim Shooting im November 2020; Headerbild: Entwurfsstudio mit Studierenden in der BlueBox
Fotos: Klaus J. A. Mellenthin