Das neue H-Gebäude wurde Anfang 2020 für die Fachbereiche Architektur und Bau- und Umweltingenieurwesen eröffnet. Eine moderne, durch Luftgeschosse und Multifunktionsflächen prägnante Architektur bietet hier Raum für die Lehre, die Forschung und das gemeinsame Lernen. Die Diagonalen der Treppenläufe, die Beton-Oberflächen, vor allem die enorme Raumtiefe und die Durchblicke, die sich in allen Richtungen ergeben, machen diesen Ort zu etwas ganz Besonderem. Ingenieurinnen und Ingenieure im Bau- und Umweltingenieurwesen gestalten und prägen Lebensräume. Sie sind mit ihrer Expertise dort gefragt, wo Bau- und Umweltprojekte höchsten technischen Sachverstand und Organisationstalent verlangen. Es werden nicht nur Gebäude, sondern auch Infrastrukturbauwerke wie Brücken, Türme, Straßen, Tunnel, Abwasserkanäle und Talsperren verantwortungsvoll geplant. Es werden Konzepte für eine nachhaltige Zukunft erstellt und bauliche Grundlagen für alternative Energieversorgungsprojekte, innovative Materialanwendungen und die Reduzierung des Verbrauchs der Ressourcen geschaffen.
Clara Walsemann, M.Sc.
Abitur, Bachelor- und Masterstudium des Bauingenieurwesens an der Hochschule Bochum, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Baukonstruktion, seit 2020 Promovendin in Kooperation mit der RUB.
Dr.-Ing. Denis Busch
Fachabitur, Ausbildung zum Bauzeichner, Diplom- und Masterstudium des Bauingenieurwesens an der Hochschule Bochum, Promotion in Kooperation mit der Technischen Universität Kaiserslautern und zugleich wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Lehrstühlen Massivbau und Mathematik.
Decken-Untersicht im Galerie-Forum des H-Gebäudes
Clara Walsemann: „Der Titel meines Promotionsforschungsthemas lautet: „Materialeffiziente Bemessung im Massivbau durch wirklichkeitsnahe Abschätzung von Zwangkräften“ – das klingt komplizierter als es ist. Ich prüfe, wo man in Stahlbetondecken mehr oder weniger Stahl einbauen könnte, um bei Temperaturschwankungen Rissen entgegenzuwirken und gleichzeitig an den jeweiligen Bereichen nur so viel Stahl einzusetzen, wie wirklich benötigt wird. Und wenn man sich mit der Wirkung von Kräften etwas auskennt, weiß man, dass sie eben nicht überall in gleicher Höhe auftreten. Ich mag solche komplexen Themen. Das war irgendwie immer schon so. Es fällt mir leicht, mich in etwas reinzufuchsen. Ich lerne einfach gern – daher war auch schon lange klar für mich, dass ich studieren will. Mit der Entscheidung für ein Studienfach bin ich, ehrlich gesagt, nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen. Es sollte schon ein Ingenieurstudium sein, etwas Technisches. Mathematik und Physik waren mir zu theoretisch, Elektrotechnik und Maschinenbau haben mich nicht gereizt, Architektur war mir zu kreativ (ich bin kein Stück kreativ oder künstlerisch begabt). Also fiel meine Wahl auf Bauingenieurwesen. Ich entschied mich bewusst für ein Studium an einer Hochschule – Universitäten schreckten mich damals ziemlich ab – auch wenn ich mit meinem Abiturdurchschnitt fast überall hätte studieren können. Die enormen Dimensionen und die Anonymität an großen Universitäten – das wäre nicht meins gewesen. Nach meinem Bachelor machte ich direkt meinen Master – ich wollte auf keinen Fall schon aufhören zu studieren. Und nun bin ich immer noch hier, forsche und genieße die Zusammenarbeit mit KollegInnen und Studierenden.“
Denis Busch: „In der Grundschule habe ich in die Freundebücher meiner Klassenkameraden bei der Frage nach meinem Berufswunsch geschrieben: Professor. Das entsprach damals meinem Begriff von „Schlauheit“ und das wollte ich später unbedingt werden. Mir war bei der Wahl meines Studiums ein Bezug zur Mathematik und Physik sowie eine Ausgewogenheit von Theorie und Praxis wichtig. Bauingenieurwesen vereint für mich beides optimal und war mir auf Grund meiner Bauzeichnerlehre ein vertrautes Metier. Meine Mutter sagte damals, dass ich auf keinen Fall lange stillsitzen könne. Zu planen, zu berechnen, zu zeichnen und mir breit gefächertes Knowhow anzueignen war für mich ebenso wichtig, wie die Arbeit im Labor und dabei feuchten Beton zu riechen. Was mir allerdings am meisten Freude bereitet, ist mein erlerntes Wissen mit anderen zu teilen, weshalb ich mich sehr in der Lehre engagiere und dort viel positives Feedback von Studierenden erhalte. In meiner Promotion habe ich mich mit Bemessungsansätzen für Stahlbetondecken mit integrierten Hohlkörperformen beschäftigt und in diesem Zusammenhang eine neue optimierte Hohlkörperform entwickelt. Mit diesen „Platzhaltern“ kann man Material in vielerlei Hinsicht einsparen: Weniger Beton gleich weniger Material gleich weniger Gewicht also wieder weniger Material für Stützen etc. Eigentlich ganz simpel. In diesen Überlegungen und Berechnungen kann ich mich ebenso verlieren wie beim Quiz-Duell. Am liebsten verbringe ich allerdings Zeit mit meinem Sohn: draußen mit viel Bewegung oder am Tisch mit den Legenden von Andor.“
Oben: Behind-the-scenes vom Shooting im November 2020; Headerbild: Hohlkörperformen und geprüfte Baustoffproben im Galerie-Forum des H-Gebäudes
Fotos: Klaus J. A. Mellenthin